Test Nikon D5

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Test Nikon D5

Da ich bereits ein paar mal gefragt wurde, hier mein kleiner persönlicher Erfahrungsbericht zur neuen Nikon D5. Dieser Testbericht spiegelt lediglich meine private Meinung wieder und ist nicht als Pixelvergleich mit anderen Kameras gedacht. Ich möchte stattdessen mehr auf meine praktischen Erfahrungen insbesondere in der Hochzeitsfotografie eingehen. Mittlerweile habe ich vier Hochzeiten sowie zwei weitere Shootings mit der Kamera fotografiert, so dass ich mir ein vernünftiges Gesamtbild machen kann.

Kurz zu meinem Background. Ich habe viele Jahre mit Canon fotografiert, seit ca. 1.5 Jahren mit dem Erscheinen der D750 bin ich auf Nikon umgestiegen. Nicht etwa, weil ich mit Canon unzufrieden war, sondern weil Canon bis heute keinen vernünftiger Nachfolger der 5D-Mark III vorgestellt hat. In der letzten Hochzeitssaison bin ich dann komplett ins gelbe Lager abgedriftet und bin mit meiner Wahl sehr zufrieden. Hier findet ihr meinen Vergleichsbericht zur D750 und der 5dMark III.

Tja und warum nun eine D5, da doch von vielen die D750 als die perfekte Kamera für den Hochzeitsfotografen bezeichnet wird.

Die Nikon D750 ist eine sehr gute Kamera, allerdings besitze ich eine gewisse Hassliebe zu ihr, begründet lediglich aus Kleinigkeiten, die mich aber so manches mal zur Weißglut treiben.Ich fotografiere auch nicht mit zwei D750, sondern besitze die D810 als zweite Kamera. Diese beiden bildeten für mich die letzten 1.5 Jahre eine sehr gute Kombination.

Hier mal die wesentlichen Punkte, die mich an der D750 stören:

  • die Augenmuschel, die ich bereits ca. 6 mal verloren habe, auch ankleben hat hier nichts geholfen. Hey Nikon gehts noch, einen Kamerabody für 2000€, und dann muss man sich über ein Plastikteil von ein paar Cent ärgern. Ich habe die zweite Hälfte der letzten Saison dann komplett ohne Augenmuschel fotografiert, was immer wieder ätzend war, da sich ständig die Dioptrin-Einstellung geändert hat, da das Rädchen dafür nun wunderbar frei liegt.
  • Die Begrenzung der minimalen Verschlusszeit auf 1/4000. Sonne und Blende 1.4 kannste vergessen. Da ist die D810 mit 1/8000 und ISO 32 besser geeignet
  • der Buffer, oh Mann, da stosse ich ständig an meine Grenzen, insbesondere bei Party und muss dann zwangweise die Kamera wechseln um ihr eine Pause zu gönnen bis alle Bilder auf die Karte geschrieben wurden, auch hier ist die D810 deutlich besser aufgestellt.
  • ca ein dutzend mal ist es mir schon passiert, dass die Kamera während des Shootings eingefroren ist. Dann hilft nur Batterie raus und hoffen, dass es dann weitergeht, und man in der Zwischenzeit keinen schönen Moment versäumt hat.

Dagegen stehen ein guter Autofokus und eine sehr gute Bildqualitität mit einem hohen Dynamikumfang. Die D810 kompensiert diese Schwächen, schneidet aber in punkto Autofokus und Bildqualität etwas schlechter ab wie die D750.

Und da man als Mann und als Hochzeitsfotograf aus Heidelberg ja gerne das neuste Spielzeug haben will ist bei mir die D5 eingezogen

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Gehäuse und Bedienung

Ich muss gestehen, ich hatte etwas Angst wieder mit einem großen und schweren Body zu fotografieren. Daß ich Canons 1er-Reihe benutzt habe liegt schon einige Jahre zurück.

Der erste Eindruck als ich die Kamera in Händen hatte war, oh ist ja gar nicht so schwer, aber da musste dann noch der Akku rein. OK sie ist ein schweres Biest, aber sie liegt auch verdammt gut in der Hand. Die Ergonomie ist klasse, alle Buttons sind für mich gut zu erreichen, alles ist sehr durchdacht. Der ISO Button macht Sinn und ich finde die drei programmierbaren Buttons auf der Frontseite sehr gut. Nach der ersten Hochzeit mit der D5 hatte ich keinerlei Ermüdungserscheinungen mit der Kamera, muss aber auch eingestehen, dass ich letztes Wochenende bei einer 15h-Hochzeit dann doch meine Hände und Arme deutlich gespürt habe.

Was ich persönlich sehr positiv finde, ist die sehr gute Akku-Laufzeit. Ich bin bis jetzt noch nicht unter 30% Ladezustand gekommen, und das bei sehr intensiver Nutzung auf meinen Hochzeiten.

Zwei weitere nette kleine Features sind die Displaybeleuchtung, die alle Buttons beleuchtet, sehr praktisch nachts und die automatische Feinjustierung des AF mit den verwendeten Objektiven, auch sehr praktisch mal für unterwegs. Und die funktioniert echt richtig gut.

Der Touchscreen ist nett, funktioniert auch sehr flüssig beim reinzoomen und Bilder durchblättern, ist aber für mich nicht wirklich entscheidend. Vielmehr gefällt mir die sehr gute Auflösung des Displays.

Autofokus

So jetzt kommen wir mal zu den wirklich wichtigen Dingen. Im Vorfeld wurde ja bereits viel gutes über den Autofokus der D5 berichtet. Ich spare mir dieses, wie ach so viele Kreuzsensoren die Kamera besitzt und wie diese angeordnet sind etc. Es gibt genügend Berichte darüber im Netz.

Ich kann nur eins sagen, der Autofokus ist der HAMMER. Wow ich bin schwer beeindruckt, schnell, präsise, zuverlässig und das bei nahezu jeglichen Lichtsituationen, und dies ohne Einschränkung auch mit den aussermittigen Fokuspunkten.

Hier mal ein Bild zu meiner ersten Situation mit der Kamera im Einsatz. Ich auf dem Weg aus der Kirche raus, um auf die Braut zu warten. Noch im gehen ergab sich neben mir die folgende Situation. Ich konnte einfach nur reagieren, mich zur Seite drehen, fokusieren und gleichzeitig auslösen. Dunkler Kirchenraum mit Gegenlicht, ISO 7200.

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Kein perfektes Bild, aber das hätte ich so mit der D750 oder D810 in der Situation nicht hinbekommen.

Noch heute ertappe ich mich bei gewissen Situationen wo ich denke, dass Bild kann jetzt unmöglich scharf geworden sein, und ich schaue auf das Display, und das Bild ist scharf. Der Autofokus der D5 ist der Beste den ich bis jetzt an einer Kamera verwenden durfte, und das auch bei der hohen Serienbildgeschwindigkeit.

3D-Tracking mit Gesichtserkennung funktioniert ebenfalls entsprechend gut, und ist bei gewissen Situationen neuerdings im Einsatz bei mir. Ich habe letztes Wochenende sogar die automatische Messfeldsteuerung ausprobiert, in der die Kamera einfach auf irgendwas scharf stellt und musste feststellen, dass auch diese sehr intelligent funktioniert. Hut ab.

Gerade bei schnell bewegenden Motiven reagiert der Autofokus präzise und zuverlässig.

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Insgesamt habe ich deutlich weniger Ausschuss an unscharfen Aufnahmen. Auf Hochzeiten bei der Party ist immer noch einiges an Müll dabei, gerade wenn es sehr dunkel ist, aber gefühlt  sind auch hier deutlich mehr Treffer dabei als bei meinen anderen Kameras.

Die Serienbildgeschwindigkeit von 12fps ist phenomenal und es klingt toll wie die Kamera da so rattert. Ist für mich in den meisten Situationen zu schnell. Meine ist auf eine Serienbildgeschwindigkeit von 9fps gedrosselt und ich schalte nur bei bestimmten Situationen auf die 12fps. Es ist aber Klasse, mit einer so hohen Serienbildgeschwindigkeit zu fotografieren. Durch den Moment hindurch zu fotografieren hat für mich an ganz neuer Bedeutung gewonnen. Was ich aber noch viel wichtiger finde, ist der extrem hohe Bildbuffer von 200 Raw-Bildern in Folge, ja ich habe die XQD-Variante (wenn schon, denn schon). Endlich mal nicht den Bildbuffer im Blick haben zu müssen, bedeutet für mich eine grosse Freiheit beim fotografieren.

 

Dynamikumfang

Ich muss gestehen, ich hatte ein wenig Angst, wie die Nikon D5 in punkto Bildqualität insbesondere im Vergleich zur D750 abschneidet.

Kommen wir zuerst mal zum Dynamikumfang. Ach was haben sich gleich zu Anfang die negativen Berichte getürmt, die man im Netz findet. Schlechteste Bildqualität und Dynamikumfang bei ISO 100 aller Nikon-Kameras.

Die D750 und die D810 sind was den Dynamikumfang angeht wirklich sehr gut, dass die D5 nicht so gut abschneidet, war mir dann schon klar, aber wie sieht es damit in der Praxis aus und beschränkt es mich in irgendeiner Form? Die D750 kann ein um 5 Stufen unterbelichtetes Bild nahezu ohne grossen Qualitätsverlust wieder ausgleichen. Aber wie oft braucht man dies, und wie verhält sich das bei hohen ISO-Werten im Vergleich zur D5.

Wie das manchmal bei neuen Kameras ist, hier gleich mal ein stark unterbelichtetes Bild (Asche über mein Haupt), welches ich im Nachhinein um 4 Stufen wieder aufhellen musste.

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mit leichten entrauschen sieht das Bild nun so aus.

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Ich weiss, dass dies die D750 noch besser hinbekommen hätte, dennoch ist das Bild für mich voll brauchbar und ich kann gut mit leben.

Wie verhält es sich aber mit dem Dynamikumfang bei hohen ISO-Werten. Hier mal ein paar Vergleichsaufnahmen zur D750.

100% crop-Bild ISO 1600 unterbelichtet und um 4 Stufen in Lightroom korrigiert.

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Klar beide Bilder rauschen, nur hier schneidet die D5 besser ab, mit dem etwas geringeren Rauschen und der besseren Farbdarstellung.

Hier noch ein weiterer Ausschnitt aus einem Beispielsbild,

100% crop ISO 8000 unterbelichtet und um 3 Stufen in Lightroom korrigiert

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Auch hier weniger Rauschen bei der D5, insbesondere in den dunklen Bereichen.

Und was soll uns das jetzt sagen. Die D750 hat im niedrigen ISO-Bereich den klar besseren Dynamikumfang, aber die D5 wird im Vergleich zur D750 besser je höher der ISO-Wert wird, insbesondere in der Farbdarstellung, so dass Bilder im hohen ISO-Bereich noch gut gepuscht werden können.

Bildqualität

Generell bin ich von der Bildqualität der Nikon D5 sehr begeistert. Trotz ihrer sozusagen nur lächerlichen 20.8 MP im Vergleich zu anderen Kameras sind die Bilder sehr detailreich, besitzen einen guten Kontrast, schöne Farben und liefern sehr schöne neutrale Hauttöne. Auch der Weissabgleich ist durch die neue Einstellungsmöglichkeit die die D5 bietet deutlich besser geworden. Es macht einfach Spass die Bilder zu bearbeiten.

Ich habe meine Standardschärfung in Lightroom gegenüber der D750 erstmal zurückschrauben müssen, da die Details einfach knackig rüberkommen und sehr gut aufgelöst werden.

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High-ISO Bereich

Kommen wir noch zu der Bildqualität im hohen ISO-Bereich. Und hier spielt die Nikon D5 ihre Stärken aus. Es ist hierbei nicht nur das geringere Rauschen, dass ca. 1 Blende besser ist als bei der D750, sondern vor allem die Details die weiterhin genauso knackig scharf und detailreich rüberkommen.

 

Party – alle Bilder bei ISO 3200

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Hier mal ein kleiner Test im Vergleich zur D810, die ja einen Sensor mit 36MP besitzt.

Ausgangsbild meines Regals

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Trotz der deutlich geringeren Auflösung des Sensors (20,8MP zu 36,3MP) liefert die D5 im Vergleich zur D810 sehr schöne detailreichere Aufnahmen im hohen ISO-Bereich.

 

Hier eine Aufnahme Nachts, ISO 25600, nur natürliches Licht mit Laterne auf dem Pärchen, leicht entrauscht.

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Fazit

Nikon hat eine Kamera gebaut, die nicht für jeden geeignet ist, aber eine Kamera, die für mich allerbestens geeignet ist.

Der einzige Kritikpunkt den man sich gefallen lassen muss ist der schlechtere Dynamikumfang im niedrigen ISO-Bereich im Vergleich zur D750 oder D810. Wer dies dringend benötigt fährt ganz klar mit einer dieser beiden Kameras besser.

Aber alles andere finde ich nahezu perfekt. Es macht einfach nur Spass mit ihr zu arbeiten. Dies ist vor allem dem extrem guten Autofokus geschuldet. Kein nerviges rumgefuddel weil die Kamera den Fokus mal wieder nicht findet, wie z.b. bei starken Gegenlicht Aufnahmen oder in dunklen Räumen, sondern einfach nur fokusieren auslösen, fokusieren auslösen und es passt.

Alleine dies, gekoppelt mit der hohen Serienbildgeschwindigkeit und dem hervorragenden Buffer ist für mich Grund genug die Anschaffung zu rechtfertigen.

Aber auch die Bildqualität überzeugt mich und liegt auf einem extrem hohen Niveau. Sehr detailreiche Aufnahmen mit schönen Farben und natürlichen Hauttönen runden das Bild ab.

Ich freue mich schon darauf was wir beide diese Saison zusammen reissen werden.

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